Ich werde in letzter Zeit immer öfter gefragt, ob es wirklich Sinn macht Produkte zu kaufen die mit dem Wort „klimaneutral“ ausgezeichnet sind. Es gibt mittlerweile in fast jedem Bereich Produkte die das Wort „klimaneutral“ tragen: Babywindeln, Kosmetik, Lebensmittel und und und. Manche Drogerieketten bieten sogar ganze Produktreihen an. Deshalb habe ich selbst mal versucht mein Unternehmen klimaneutral zu bekommen.
Da ich mich selbst dagegen entschieden haben mir für meinen Shop ein Zertifikat zu kaufen, das mir Klimaneutralität nachweist zeige ich im Folgenden warum.

Was bedeutet klimaneutral leben?

Klimaneutralität ist kein geschützter Begriff. Es könnte als jede*r „klimaneutral“ auf seine Produkte schreiben. Ähnlich wie bei dem Wort „Naturkosmetik“.
Klimaneutralität wird oft als Synonym für Worte wie „Kompensation“ oder „Reduktion“ genutzt. Beides sind Dinge mit denen Klimaneutralität erreicht werden kann.
Klimaneutral leben hieße eigentlich dafür zu sorgen, dass möglichst wenig CO2 ausgestoßen wird.

Klimaneutrale Unternehmen

Für Unternehmen gibt es zwei Möglichkeiten um Klimaneutralität zu erreichen und klimaneutral zu arbeiten.

1. REDUKTION

Entweder das Unternehmen passt seine Prozesse an. Das heißt, dass klimafreundlichere Rohstoffe & Energien genutzt werden. Der Versand über Fahrräder läuft, zur einer grünen Bank wechseln, Dienstreisen mit Bus & Bahn, Webseiten verschlanken und viele weitere Dinge.

2. KOMPENSATION

Das Unternehmen bezahlt eine Organisation dafür, dass diese im Namen des Unternehmens Projekte rund um erneuerbare Energien usw. fördert. Das Unternehmen bekommt dafür ein Zertifikat.

Als Privatperson klimaneutral leben

Ich habe ausgerechnet wieviel CO2 mit meinem Leben ausgestoßen wird, pro Jahr. Das waren 5,93 Tonnen. (Der Wert ändert sich immer je nach Eingaben und je nach Webseite auf der ihr das ausfüllt). Ich habe den Rechner von Umweltbundesamt genutzt.
Dann habe ich geschaut wieviel Geld ich aufwenden muss um, laut eines Portals auf dem man sein CO2 kompensieren kann, mein Leben klimaneutral zu machen. 136 € wären das pro Jahr. Im Durschnitt sind es eher 11 Tonnen, das wären dann 255 €.
Mit diesen 136 € würde die Plattform Klimaschutz Projekte im Bereich Umweltbildung, erneuerbare Energien etc. unterstützen und mir ein Zertifikat ausstellen.

Macht klimaneutral leben Sinn? Machen klimaneutrale Produkte Sinn?

Laut Umweltbundesamt ist klimaneutral leben kein unerreichbares Ziel!
Wird aber „unser Leben in einzelnen Bereichen grundlegend verändern.“

Anhand dieser Aussage, lässt sich meiner Meinung nach gut ableiten, dass es kaum ausreicht, CO2 nur zu kompensieren. Sondern es erfordert tatsächlich starke Veränderungen unserer Lebensweise und unseres unternehmerischen Handelns.

Die CO2 Kompensation bietet für manche Menschen und Unternehmen immer noch die Möglichkeit „sich freizukaufen“ und Dinge zu sagen wie „Ich fliege zwar 20 Mal im Jahr von Köln nach Frankfurt, aber ich kompensiere das ja, dann ist alles ok.“

Das Gefährliche finde ich an der Sache ist: Durch die Kompensation wird tatsächlich dringend nötig Reduktion und Entwicklung von tatsächlich klimaneutralen Produkten ausgebremst.
Ich habe mich dagegen entschieden für mein Unternehmen ein Zertifikat zu kaufen, dass mir Klimaneutralität nachweist.
Ich arbeite statt dessen daran möglichst CO2 arm zu arbeiten. Nutze Ökostrom, kaufe Elektrogeräte refurbished…

5 Ideen für deinen klimaneutraleren Alltag

Damit ihr ein Beispiel habt, schreibe ich euch dazu, wie wir das machen. Aber denkt bitte daran, wir wohnen in Köln und können uns hier komplett ohne Auto bewegen.

  1. Fahre öfter Rad, Zug, Bus und Bahn wenn es möglich ist und weniger Auto.
    Wir nutzen unser Auto nur um die Familie zu besuchen ein oder zweimal pro Woche. Vor Corona haben wir auch das mit dem Zug gemacht. Im Alltag nutzen wir mit unseren 2 Jungs ein Lastenrad.
  2. Werfe weniger Lebensmittel weg oder rette sie.
    Wir selbst retten Lebensmittel 1-2 mal wöchentlich und werfen Zuhause nur etwa weg wenn es nicht anders geht. Also verschimmelt ist.
  3. Kauf einfach weniger Zeug 🙂
    Wenn möglich kaufen wir Dinge gebraucht. Tatsächlich hat mein Freund sich vor kurzem eine Bass gebraucht gekauft und dem mit dem Lastenrad abgeholt.
  4. Iss mehr pflanzliche Produkte
    Für Zuhause kaufen wir weder Fleisch, Wurst, Käse oder Kuhmilch ein.
  5. Nutze Ökostrom
    Dazu ist unten der Beitrag verlinkt. Es dauert 30 Minuten den Anbieter zu wechseln. Lohn sich echt!

5 Tipps für ein klimaneutraleres Unternehmen

Wenig überraschend, aber wahr. Die Tipps die für deinen Alltag gelten, gelten auch für Unternehmen 🙂 Zusätzlich kommen hier noch 5 Stück. Ich schreibe euch auch dazu, was ich schon mache, damit ihr ein Beispiel habt.

  1. Dienstreisen von unter 500 km nur noch mit dem Zug zurücklegen.
    Zu allen Vorträgen die ich bisher gegeben habe, bin ich entweder mit dem Zug oder Fahrrad gefahren. Die Strecken lagen so zwischen 3 km und 550 km.
  2. Wird Papier oder andere Büromaterialien gebraucht können die über den Kompass Nachhaltigkeit beschafft werden. Ich selbst habe garkeinen Drucker zuhause. Den hätte ich mir nur für meine Selbstständigkeit gekauft. Wenn ich einen brauche, nutze ich den einer Freundin oder Familie. Für den Druck natürlich Recycling-Papier. Jede*n der von mir etwas unterschrieben haben möchte, frage ich ob ich das auch digital unterschreiben kann.
  3. Umweltfreundlichere Rohstoffe einkaufen & Lieferkette optimieren
    Bei allen Produkten in meinem Shop achte ich darauf, dass sie möglichst vegan, bio, plastikfrei sind. Wenn möglich arbeite ich mit Lieferant*innen zusammen die sich selbst für faire Arbeitsbedingungen einsetzen oder sogar klimaneutral oder Cradle2Cradle produzieren. Mein Buch ist zum Beispiel klimaneutral gedruckt.
    Bei Lieferant*innen, die ich selbst nicht besuchen kann, schaue ich nach Zertifikaten wie dem BSCI.
  4. Selbst spenden oder Organisationen unterstützen
    Ich bin Mitglied im Unverpackt Verband. Das war ich schon als ich mir selbst noch kein Gehalt auszahlen konnte, weil ich einfach finde das es für Unternehmen dazu gehören sollte mit einem Teil der Einnahmen Verbände oder Organisationen zu unterstützen, die unsere Welt besser machen werden und anderen Menschen ein besseres Leben ermöglichen.
  5. Es gibt auch viele Möglichkeiten die weniger Aufwand sind wie: Wird Mittagessen bestellt / geliefert, morgens abbestellen wenn Menschen krank sind, Müll trennen, ökologische Reiniger, Ökostrom usw..
    Da ich als Selbstständige immer im Home Office arbeite fällt bei mir eher weniger an. Aber alle meine Elektrogeräte habe ich gebraucht gekauft oder refurbished. Dekomaterial für Fotos auch möglichst gebraucht. Meine Pflanzenwand, also meine Bürodeko besteht aus zwei CD-Regalen die zu einem Blumenregal wurden und die Pflanzen darin sind Ableger die ich von Freund*innen, Kleinanzeigen oder anderen Portalen habe.

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