Die Frage: „Wie bekommen unverpackt Läden ihre Ware?“, fragt ihr mich öfters und ist eine super Frage! Ich finde es wichtig zu wissen, ob durch unverpackt Läden wirklich Müll eingespart wird oder nicht! Deshalb war ich in mehreren Läden in den letzten Jahren, um das für dich herauszufinden. Meinen Podcast verlinke ich hier auch, dort erzählt eine Gründerin direkt, wie und wo Waren eingekauft und geliefert werden.
Zentraleinkauf oder jeder wie er will?
Ganz vorne weg, finde ich es wichtig zu wissen, dass die Gründer*innen von Unverpackt Läden, sehr frei in ihren Entscheidungen sind. Wie unverpackt Läden ihre Ware bekommen, kann man also nicht pauschal beantworten.
Sie können selbst Kooperationen mit Zulieferern aufbauen und sind nicht an ein Einkaufssystem gebunden.
Das ist zum einen ein riesen Vorteil, da sie sehr regionale Anbieter auswählen können. Zum anderen ist es eine sehr große Aufgabe, so das Sortiment zusammen zustellen, da sehr viele Zulieferer kontaktiert werden müssen und einzeln ausgewählt werden müssen.
Ich dachte, es gibt vielleicht schon ein riesen Unverpackt Laden – Bestellsystem, in dem die Besitzer*in eines Unverpackt Ladens alle paar Wochen bestellt und von einer Lieferant*in dann die Ware enthält. Gibt es aber nicht. Tatsächlich sind die Besitzer*innen oft mir mehr als 20 Lieferant*innen im Austausch.
Filiz von Migori, dem Unverpackt Laden im Kölner Süden, hat mich eingeladen einmal hinter die Kulissen zu schauen und ich nehme euch mit und zeige euch, wie viel Müll in einem Unverpackt Laden wirklich anfällt.
Wie werde feste Waren wie Linsen, Nudeln, Haferflocken geliefert?
Feste Waren wie Mehl, Linsen, Nudeln, Haferflocken, Kaffee, Müsli können von Unverpackt Läden in Großgebinden eingekauft werden.
Großgebinde heißt: In 5-25 kg oder sogar noch größeren Verpackungen. Auf dem Bild seht ihr solche Verpackungen. Das sind meist Papierverpackungen. Aus der Papierverpackung füllen sie die Lebensmittel dann in die Röhren im Unverpackt Laden.
Viele Inhaber/innen von unverpackt Läden wollen dafür sorgen, dass die Lieferanten diese Waren in wiederverwendbaren Boxen liefern und sind regelmäßig mit den Lieferanten dazu im Austausch. Die Zulieferer*innen passen sich dem so langsam an, mittlerweile liefern schon einige in Mehrweg-Gebinden. In dem Fall fällt also Müll im Unverpackt Laden an, aber eben nur Papiermüll.
Wenn du keinen unverpackt Laden in der Nähe hast, kannst du dir überlegen, ob du dir vielleicht Nudeln oder Reis in 5 kg Säcken einkaufst. Oder sogar in 25 kg Säcken und dann mit Freund*innen teilst, denn so sparst du vor allem Plastikverpackungen ein.
Nachtrag von April 2021: Wir haben uns letztes Jahr mit Freunden zusammen getan und 25 kg Linsen von einem Betrieb aus Deutschland geholt. Auch die waren nur in Papier verpackt.
Wird Gemüse, Obst, Brot, Käse verpackungsfrei geliefert?
Gemüse, Obst, Brot und Käse beziehen viele unverpackt Läden von regionalen Anbietern. Bauern aus der Umgebung und Bäckereien aus der Umgebung.
Der Vorteil daran: Die Inhaber/innen der Unverpackt Läden stehen in direktem Kontakt mit den Lieferanten und können so direkt ansprechen, wie sie die Ware liefern sollen und haben einen direkten Einfluss auf die Art der Anlieferung. Bestenfalls natürlich mit weniger, am besten gar keiner Verpackung. Hier konnte ich selbst mal bei einer Anlieferung zu sehen und der Bauer hat das Bio-Obst und Gemüse in grünen Plastikkisten geliefert. Die werden dann im Unverpackt Laden ausgepackt und bei der nächsten Lieferung an den Bauern zurück gegeben. Können also oft wiederverwendet werden. Obst und Gemüse wurde in diesem Fall also komplett verpackungsfrei geliefert.
Auch Brot und Brötchen wurden dort so angeliefert.
Eigentlich könnte das ja überall so gemacht werden. Hier mal ein Beispiel aus meinen Leben vor zerowaste:
Bei einem meiner Arbeitgeber, wurden jeden Morgen Brötchen und Brot angeliefert. Die waren in Plastik und Papier verpackt. Nach der Anlieferung wurden diese direkt ausgepackt und in Brotkörbe gelegt, die Verpackung wanderte in den Müll. Hier hätten wir z.B. darum bitten können, dass die Backwaren in grünen Kisten geliefert werden, die dann einfach am nächsten Tag wieder mitgenommen werden. Hätte knapp 800 Papiertüten und 800 Plastiktüten pro Jahr gespart und das in nur einer Firma!
Wie werden Shampoos und weitere Pflege Produkte angeliefert?
Vieles davon beziehen die Inhaber*innen von Unverpackt Läden bei den unterschiedlichsten Manufakturen. Genau so wie ich in meinem Online-Shop. Daher kenn ich mich ganz gut mit Verpackungen usw. aus. Wenn ich einen Unverpackt Laden beliefere, werden die Produkte in eine Graspapierkarton gepackt und an den Unverpackt Laden geliefert. Dabei sind die einzelnen Produkte nicht mehr verpackt und wo möglich verzichte ich auch auf Banderolen oder ähnliches. Meine Slipeinlagen liefere ich z.B. standardmäßig ohne Banderole. Einfach um den Müll zu sparen. So machen es auch viele Shampoo, Seifen oder andere Manufakturen. Deshalb findest du in Unverpackt Läden meist auch ein Glas in dem die Seifen liegen. Auf dem Glas ist dann ein Aufkleber (wie unten in dem Bild bei den Bananen) aufgebracht auf dem du die nötigen Informationen, wie Haltbarkeit und Inhaltsstoffe findest. Mal angenommen in dem Glas liegen 10 Seifen, spart die unverpackt Anlieferung nochmal 10 Verpackungen ein.
Was passiert mit den Verpackungen im Unverpackt Laden?
Der Verpackungsmüll der im unverpackt Laden anfällt wird so gut wie möglich weitergenutzt.
Kartons werden an Menschen gegeben, die diese für ihren Umzug brauchen oder in Kooperationen mit anderen Organisation weiter genutzt.
Kleinere Kartons könnten an Menschen wie mich gegeben werden, die einen Online-Shop haben und damit Pakete versenden. So werden die Kartons immerhin mehrfach genutzt.
Die Papier Verpackungen werden entweder entsorgt oder auch weiter genutzt.
Was ist mit nicht-verkäuflichen Lebensmitteln im unverpackt Laden?
Das spannende ist neben den Verpackungen ja auch, was macht der Unverpackt Laden mit Lebensmitteln die sie eigentlich nicht mehr verkaufen können? Wie zwei Tage altes Brot oder ähnliches. Das wirklich tolle an den Besitzer*innen eines Unverpackt Ladens ist, dass sie möglichst versuchen, alles aufzubrauchen, weiterzugeben oder so einzukaufen, dass möglichst wenig abläuft.
Zum Beispiel Brot vom Vortag. Viele unverpackt Läden bieten diese Waren dann noch zu 50% des Preises an oder geben diese den Mitarbeitern mit. Für alles was dann nicht weg geht, gibt es zum Beispiel Foodsharing.
Die Auswahl von Lieferanten für die Ware von unverpackt Läden
Filiz habe ich 3 Monate nach Eröffnung gefragt, ob sie Zahnseide im Sortiment hat. Daraufhin meinte sie: „Noch nicht, die ist eigentlich immer aus Plastik, oder Seide und damit nicht vegan. Da muss ich mich noch entscheiden.“ Die Antwort fand ich mega cool.
Sie hat mir so ganz einfach gezeigt, wie herausfordernd es ist: Das richtige Produkt zu finden. Viele Unternehmen entscheiden nur danach wer der günstigste Anbieter, zur passenden Qualität ist. Bei einem unverpackt Laden fließen da noch viele andere Kriterien in die Entscheidungen mit rein.
Die Auswahl von Lieferanten, läuft bei dem unverpackt Laden ähnlich wie bei meinem Online-Shop.
Ich könnte zum Beispiel unverpackt Läden mit meinen Bio-Baumwoll-Slipeinlagen beliefern. Die könnten sie dann in den unverpackt Läden verkaufen.
Die Inhaber/innen von unverpackt Läden schauen was es so auf dem Markt gibt, holen sich Angebote ein, prüfen die Produkte und wenn die passen kommen die ins Sortiment.
Dabei sollten die Produkte noch zu den Vorhaben der Inhaber/innen passen. Oft ist das sowas wie: Plastikfrei verpackt, vegan, Bio, regional…
Du siehst also, es ist schon um einiges aufwendiger das Sortiment zusammenzustellen.
Filiz hat daher nach und nach neue Produkte dazu geholt.
Spart ein unverpackt Laden wirklich Müll ein?
Wenn ihr mit euren eigenen Beuteln und Dosen in den unverpackt Laden geht, dann ja!
Sagen wir mal 20 Menschen würden an einem Tag jeweils 500 Gramm Nudeln kaufen. Dann sind das 10 kg Nudeln. Die kaufen die Menschen im Unverpackt Laden in einem Papierbeutel.
Würden diese 20 Menschen das in einem Supermarkt kaufen, wären das 20 kleine Plastikverpackungen. Also ja, ein Unverpackt Laden kann viel Müll einsparen, wenn die Betreiber*innen sich dafür einsetzen.
Wenn die Lieferanten sich dem System weiter anpassen, ist es sogar denkbar, dass sie Nudeln, Spülmittel und weitere Produkte direkt in einem wiederverwendbaren Container liefern.
Zudem setzen sich unverpackt Inhaber/innen dafür ein, dass die Waren müllfreier angeliefert werden. Das machen große Supermarkt-Ketten nicht so stark.
Verpackungen sind ja nicht alles, da ist noch mehr zu tun!
Es gibt auch viele Kleinigkeiten, bei denen so ein Laden sich für das Einsparen von Müll und ökologischeres Handeln einsetzt, die du vielleicht nicht auf den ersten Blick siehst. Bevor es den Zwang zum Drucken von Kassenzetteln gab, haben Unverpackt Läden eigentlich nie Kassenzettel ausgedruckt, außer auf ausdrücklichen Wunsch.
Einige der Ladenbetreiber*innen nutzen Ökostrom, nachhaltige Putzmittel, für die Buchhaltung möglichst Online Anwendungen oder Recycling-Papier. Viele verkaufen möglichst nur Bio-Lebensmittel und Körperpflegemittel.
Und seit ein paar Jahren gibt es auch den Unverpackt-Verband, der eben auf Basis dieser Läden gegründet wurde und sich für eine verpackungsfreier Lieferkette einsetzt. In dem bin ich auch Mitglied.
Wenn du aus Köln kommst, schau gerne in diesen Beitrag. Dort findest du meinen Guide zum unverpackt Einkaufen in Köln.
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